Fall 39 - Vom Lachen bei Horrorfilmen
- 02.26.10
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Nach langer kreativer Pause möchte sich dieser Autor von der Arbeit ablenken endlich wieder über seine Erfahrungen aus der Welt des Kinos berichten.
Nachdem alles (außer der Wurst) ein Ende hat und dieses Ende sowohl lange her, als auch gar nicht Thema dieses Artikels ist, möchte dieser Autor hiermit seinen geneigten Lesern vom neuesten Streifen Zelluloid berichten, den es, nun in neuem Ambiente, im Kino Biberach im Herzen des schönen Oberschwabens zu sehen gab (Friedrichshafen we miss you!). In diesem Juwel an der Riß, in dem das Kino den strahlenden Namen "Sternenpalast" trägt, werden die Kinobesucher vom Personal umschwärmt und mit Filmplakaten und süßen Leckereien bestochen verwöhnt, aber ich schweife ab....
Leider wurde dem Autor vom sonst so umsichtigen Personal vorenthalten, dass es sich beim Film der wöchentlichen Sneak-Preview um einen Horrorfilm handelt. Und leider gehört dieser Autor zum eher zartbesaiteten Teil der Bevölkerung, welcher nach dem aufmerksamen Studium eines solchen Filmes Schrank und Bettunterseite vor der wohlverdienten Nachtruhe kontrollieren muss. Glücklicherweise ergibt sich daraus eine durchaus humoristische Komponente, die den Rest der Zuschauer von ihrem Schrecken abzulenken vermag. Doch dazu später...
Der Film des Abends, wie die Überschrift schon vermuten lässt heißt Fall 39. Der Film handelt von der engagierten Sozialarbeiterin Emily Jenkins, welche trotz chronischer Arbeitsüberlastung den Fall der zehnjährigen Lilith verfolgt. Beim ersten Treffen erfüllen deren Eltern nicht unbedingt die Vorraussetzungen strahlenden Familienidylls, was den Verdacht des Missbrauchs verhärtet. Leider fehlen der guten Emily die Beweise und so wird sie vorerst von ihrem Vorgesetzten in die Schranken verwiesen. Natürlich wäre unsere Helden, nicht die Heldin würde sie sich vom bürokratischen Amtsschimmel von ihrer Mission der Kindsrettung abbringen lassen. Nach einem nächtlichen Anruf der kleinen Lilith, ruft Emily einen befreundeten Polizisten zur Hilfe und die beiden können in letzter Sekunde verhindern, dass die Eltern der Kleinen, diesselbe im Backofen verbrennen. Nach einer kurzen Auseinandersetzung, einer noch kürzeren Gerichtsverhandlung und einem Gespräch mit dem Kinderpsychologen, sind die Eltern in der Psychatrie, Lilith in Emilys Obhut und die Welt in Ordnung.
Doch nun beginnen die Menschen um Emily zu sterben....
Da dieser Autor nichts von Spoilern hält (jemand hat ihm damals das Ende von Harry Potter erzählt) wird nicht mehr über die Handlung verraten. Darüberhinaus sollte der geneigte Leser davon absehen den Trailer zum Film anzusehen, da dieser einen Großteil der Handlung vorweg nimmt.
Fall 39 stellt sich als zwar nicht herausragender Horrorfilm dar, kann aber auf vielen Ebenen überzeugen. Renée Zelweger überrascht in der Rolle der Emily Jenkins, vor allem auch weil man ihr eine Rolle im Horror-Genre gar nicht zutraut. Jodelle Ferland spielt die Rolle, des eingeschüchterten Kindes glaubhaft und schafft dennoch den Übergang zum gruseligen Balg. Erfahrene Cineasten werden natürlich im Kino sitzend viele Schockermomente bereits vorab erkennen, aber welcher Horrorfilm weiß schon noch wirklich zu überraschen. Doch dieser Autor wird das Gefühl nicht los, dass der Regisseur Christian Alvart gezielt mit den Erwartungen gerade genre-erprobter Zuschauer spielt und es ihm gelingt dem Publikum immer wieder ein Zusammenzucken und Wegducken abzuringen.
Alles in allem bietet Fall 39 kurzweilige Unterhaltung auf handwerklich gutem Niveau. Natürlich bietet der Film nicht viel Neues und natürlich werden alte Hasen viele Parallelen zu Größen des Genre finden. Dennoch findet der geneigte Zuschauer hier robustes Popcorn-Horror-Kino.
Was die Situation dieses Autors anbelangt, so mag dieser sich zwar zu eben den oben erwähnten erfahrenen Cineasten zählen, was ihn aber noch nie davor bewahrt hat in Schreckszenen (welche er vorher noch ankündigt) sich in seinen Sitz zu verkriechen und, sehr zu Erheiterung der anderen Zuschauer, den einen oder anderen verschreckten Schrei von sich zu geben.